OFFENER BRIEF
Kippt das Blutspendeverbot!
GESCHRIEBEN VON PHIL PORTER
Bremen, den 12.11.2020
Nachtrag 30.11.2020: Auf vielfachen Wunsch hier die Links zum Vampir-Bild aus der NDR Dokumentation:
Kleiner Poster-Print »Vereint sind wir im Verlust der Träne«
Großer Fine-Art-Print »Vereint sind wir im Verlust der Träne«
Verehrte Freunde der Fürsorge,
soeben flog mir ein Bericht in den digitalen Postkasten, der mich zutiefst bestürzt: Das Blutspendeverbot bleibt. Die Bundesregierung setzt ihre Neubewertung vorerst aus.
Zum Hintergrund: Viele wissen nicht, dass Männer, die Sex mit Männern haben, in Deutschland de facto kein Blut spenden dürfen. Transsexuelle, bisexuelle und homosexuelle Männer werden gesetzlich dazu verpflichtet, 12 Monate komplett auf Sex zu verzichten, wenn sie Blut spenden möchten.
Die Bundesregierung plante in diesem Jahr, die diskriminierenden Reglements neu zu bewerten und die Gesetze entsprechend zu verändern. Dazu wurde eine Arbeitsgruppe mit dem nicht weniger diskriminierenden Titel »Blutspende von Personen mit sexuellem Risikoverhalten« gegründet, die sich in der letzten Woche erstmals traf. Das Ergebnis: Eine Neubewertung der Auswahlkriterien kann derzeit nicht getroffen werden. Das ist infam.
In den letzten Jahren haben zahlreiche Länder ihre Gesetze angepasst. Selbst Brasilien und Ungarn, deren Regierungen leider allzuoft mit homophoben Äußerungen auf sich aufmerksam machen, haben das Blutspende-Verbot bereits gekippt. Ausgerechnet Deutschland, dass sich sonst gern als Volk der Wissenschaft verschreibt, hinkt hinterher.

Blut hat keine sexuelle Orientierung!
Und das ausgerechnet die Bundesärztekammer nicht mit gutem Beispiel vorangeht, eben das Wort für Wort zu formulieren, ist ein Skandal.
Ich setze mich seit 2016 für diesen wichtigen Grundsatz ein. Dies ist nun knapp 5 Jahre her. Gefordert wird die Fairness in der Blutspende aber schon viel länger.
Nach all diesen Jahren kann man sich nicht einmal auf eine Neubewertung einer offensichtlich diskriminierenden Regelung einigen? Das ist moralisch höchst verwerflich – auf vielen Ebenen, denn Corona verschärft die Blutknappheit weiter.
Mein dringender Appell:
Für die Sicherheit der Blutspenden ist nicht die sexuelle Identität aussagekräftig, sondern das tatsächliche Risikoverhalten.
Ändert das Gesetz. Sofort.
Phil Porter
P.S.: Der NDR berichtet am 30.11.2020 in der Reihe »45min« um 22:00 Uhr ausführlich über das Thema Blutspende und hat mich bei meiner Arbeit gegen Diskriminierung in Bremen begleitet:
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